Ich begrüße Sie herzlich auf meiner Homepage "Politik-Wissenschaft-Kunst"
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Latein und Germanistik zu studieren war mein Wunsch, als ich nach dem Realgymnasium an der Universität Wien zu studieren begann. Ich wollte vor allem im Fach Latein das Interesse für die Kultur
wecken und zeigen, wie nachhaltig sie in die Gegenwart wirkt. Latein wird oft als Orchideenfach bezeichnet - dabei schärft es nicht nur die Sinne für Grammatik, sondern hilft romanische Sprachen zu
erlernen.
Dass Griechisch eine Voraussetzung zum Lateinstudium war, was an einem Realgymnasium nicht gelehrt wurde, war eine der Klippen, die ich überwinden musste. Aber die "Geschichte der griechischen
Literatur" und die Vorlesungen von Albin Lesky (1896-1981) haben mir die Augen für diesen Teil der Antike geöffnet. Frühzeitig erhielt ich das faszinierende Angebot des Latinisten Rudolf
Hanslik (1907-1982) zu einer Dissertation über die Stellung des Abtes in den Mönchsregeln bis zur Karolinischen Zeit. Kein Wunder, geht auf ihn doch die Edition der Regula Benedicti
zurück.
Doch es kam anders: Bei einem Österreich-Seminar auf Schloss Eichbüchl, Katzelsdorf in Niederösterreich, bin ich
am 13. November 1965 dem austroamerianischen Historiker und Politikwissenschafter Enst Florian Winter (1923 - 2014) begegnet. Der Ort ist von besonderer Bedeutung: hier entstand unter Karl Renner
1945 die erste Regierungsproklamation der Zweiten Republik. Winter lebte dort mit seiner Frau Johanna Trapp und veranstaltete zehn Jahre lang die Eichbüchler Gespräche und
Österreich-Seminare.
Die Schilderung seines Lebens (von der Emigration in die USA, seine Angehörigkeit zur US Armee, mit der er am 4. Mai 1945 ins Innviertel einmarschierte, seine Rückkehr in die USA und seine Studien an
der Columbia University) waren faszinierend. Nach Österreich war er 1960 zurückgekehrt, um das Studium der Politikwissenschaft in Österreich zu etablieren. Im Jahr vor dieser ersten Begegnung wurde
er 1964 Gründungsdirektor der Diplomatischen Akademie.
Für mich hat sich eine neue Welt aufgetan!
Mit dem Thema meiner in Bearbeitung stehenden Doktorarbeit über verschiedene Mönchsregeln hatte das nichts mehr zu tun. Hinzu kam, dass mich ein anderer Seminarteilnehmer auf Schloss Eichbüchl, Axel
Wüstenhagen, für die Mitarbeit in der Liga für die Vereinten Nationen gewonnen hatte. Damit standen ganz andere Fragen für mich im Vordergrund: nach der Gerechtigkeit als Haltung, nach dem
Zustandekommen und der Relevanz internationaler Verträge und Organisationen, nach Formen der Mitgestaltung der Gesellschaft durch den einzelnen, nach dem Wunsch nach Freiheit und den Möglichkeiten,
diesen Anspruch duchzusetzen.
ORTS- UND STUDIENWECHSEL
Ich gestehe, dass ich mich den Gesprächen entzogen habe, weshalb ich meine Arbeit an den Mönchsregeln nicht mehr fortsetzen wollte - und habe die Universität Wien verlassen. Durch einen Hinweis eines
Studienkollegen hat es mich 1967 an die Universität Salzburg verschlagen. Jedoch war die Entscheidung für Salzburg nicht selbstverständlich. Die Universität Salzburg war erst 1962
wiedergegründet worden, nachdem die zuvor bestehende Benediktineruniversität war 1810 aufgelöst wurde. Als ich erfuhr, dass es in Salzburg auch eine Philosophische Fakultät gab, konnte ich also
Latein abschließen. Aber ich wollte ein Thema finden, das die Brücke zwischen Antike und Gegenwart schlagen kann. Ciceros Schriften, die ich schon seit meiner Schulzeit und in den Jahren an der
Universität Wien mit Begeisterung gelesen hatte, schienen mir den geeigneten Zugang zu bieten.
So konnte
ich dem Latinisten Georg Pfligersdorffer (1916-2005) meinen Wunsch erklären und habe ein Thema vorgeschlagen: "Der Mensch im Staat bei Cicero. Versuch einer Standortbestimmung des Menschen an
Hand der staatsphilosophischen Werke".
Was ich bei der Übersiedlung nach Salzburg nicht wusste: Der Rechtsphilosoph René Marcic (1919-1971) hat 1965 an der Philosophischen Fakultät "Rechts- und Staatsphilosophie und Politische
Wissenschaft" gegründet. Als er 1968 an die neu gegründete Juridische Fakultät wechselte (für Staatsrecht, Österreichisches Verfassungsrecht und Rechtsphilosophie), blieb das Institut an der
Philosophischen Fakultät erhalten (und bekam erst 1971 den Titel "Politikwissenschaft").
Unschwer zu erraten, dass ich gleich nach der Übersiedlung zu seinen begeisterten Hörerinnen zählte. in vielen Gesprächen mit ihm über mein latinistisches Wunschthema ergab sich der Glücksfall: Das
Thema schien ihm auch als Thema geeignet, es im Rahmen der Kombination aus Rechts- und Staatsphilosophie und Poltischer Wissenschaft anzunehmen. Auf seinen Vorschlag konnte ich das Hauptfach wechseln und promovierte 1970 mit diesem Thema in den Fächern Politikwissenschaft und
Latein.
SKEPSIS DER WISSENSCHAFTSCOMMUNITY GEGENÜBER POLITIKWISSENSCHAFT UND
SOZIOLOGIE
Jedch war Politikwissenschaft in diesen Tagen umstritten, besonders bei den Medizinern. Aber Marcic kämpfte für
die Sozialwissenschaften. Als erste Student/innenvertreterin mit einem Kollegen aus der Soziologie, unterstützt von Marcic, haben wir im Presseclub Concordia in Wien eine Pressekonferenz einberufen -
noch vor meiner Promotion. Die Nationalratswahl 1970 war geschlagen, die Zuständigkeit der Minister stand noch nicht fest. Also haben wir die im Gespräch stehenden Minister, Hertha Firnberg und
Leopold Gratz (später Unterrichtsminister), eingeladen - und beide kamen. Wir sahen es als Erfolg an und als gutes Signal für die Etablierung der Politikwissenschaft.
Zwar hatte ich das Studium abgeschlossen, aber keine konkreten Berufspläne. Marcic hatte am 24. August 1969 ein Interfakultäres Institut für Politikwissenschaft gegründet, das die
fakultätsübergreifende Kooperation sichern sollte und dem Senat unterstand.
Der erste Vorstand bestand aus den Professoren René Marcic (Juridische Fakultät), Franz Martin Schmölz (Theologische Fakultät, 1927-2003) und Günter Kieslich (Philosophische Fakultät,
1924-1971).
Als René Marcic zu einem Forschungsaufenthalt im
Herbst 1970 aufgebrochen ist, sollte Günter Kieslich, der 1968 berufen wurde, ihn vertreten. Allerdings gab es in dieser Gründungsphase für die Politikwissenschaft noch keine Assistentenstelle. Am
Vorabend meiner Promotion im Juni 1970 fragte mich Kieslich spontan, ob ich in Salzburg bleiben würde, wenn es diese Stelle gäbe. Er konnte gegenüber dem Ministerium die Notwendigkeit deutlich
machen, die Stelle wurde geschaffen - und ich blieb in Salzburg. Vom Oktober 1970 bis Februar 1971 als Vertragsassistentin, dann ab 1. März bis 1. Juli 1977 als Universitätsassistentin für
Politikwissenschaft.
Doch das Jahr 1971 wurde für die Universität Salzburg zu einem Trauerjahr: Wir verloren René Marcic auf dem Rückflug von den USA bei einem Flugzeugabsturz am 2. Oktober - und am 9. Dezember nach
einer Operation auch Günter Kieslich!
Unter
Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg wurde nicht nur die "PW", sondern auch durch das UOG (Universitäts-Organisationsgesetz) die Drittelparität festgeschrieben.
Am 4. Dezember 1970 wurde die "Österreichische Gesellschaft für Politikwissenschaft" gegründet. Politisch nach den herkömmlichen politischen Prinzipien ausgewogen: Mit Anton Pelinka
als Vorsitzendem, Heinz Fischer und Peter Diem, Helmut Kramer und Peter Gerlich. Bald danach erschien das erste Heft der "Österreichischen Zeitschrift für Politikwissenschaft" (ÖZP). Vor mehr als 50
Jahren war ich als Gründungsmitglied im ersten Redaktionsteam. Das Bild oben zeigt eine Reihe der GründungsakteurInnen - allerdings 40 Jahre danach!!
KARRIERE MIT UNTERBRECHUNGEN
Klaus Faupel (1940 - 2016) wurde 1972 im Alter von 32 Jahren an die Politikwissenschaft an der Philosophischen Fakultät berufen. Ich durfte erste Proseminare und einige Vorlesungen halten und
gemeinsam mit dem Historiker Hans Wagner für die Redaktion der Festschrift der Universität Salzburg 1622 - 1962 - 1972 verantwortlich sein.
Vom 1. Juli 1977 bis 1. Juli 1979 wurde ich karenziert, um als Redakteurin bei der "Kleinen Zeitung" in Graz (1.5.77-31.1.1978) und in den "Salzburg-Kommissionen" als Generalsekretärin
(1.2.1978 - 30.6.1982) tätig zu sein. In den vom Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (1926-1992) geschaffenen Beratungskommissionen wirkte ich erst
hauptberuflich, ab 1.7.1979 dann neben der Universität.
Dieser Tätigkeit verdanke ich den Impuls zu meiner Habilitation. Unter der Vorsitzführung durch Klaus Faupel habe ich 1984 die Habilitationsschrift zum Thema
Raumordnung eingereicht: "Zum Policy Style in einem österreichischen Bundesland - Policy und Politics in Salzburg. Als Beispiel: Die Novellierung des
Salzburger Raumordnungsgestzes (ROG 1977) zwischen 1979 und 1994". Am 26. Februar 1985 erhielt ich die Lehrbefugnis als Universitätsdozentin für Politische
Institutionen- und Prozesslehre. Ab 1. November 1988 wurde ich als Assistenzprofessorin definitiv gestellt
Sowohl als Assistentin als auch dann als Universitätsdozentin kam eine Reihe administrativer Tätigkeiten und Sitzungen in den Gremien des Instituts, der Fakultät
und im Senat auf mich zu. Da ich 1970-1973 Vorsitzende des Assistentenverbandes war, war das nicht wirklich neu. 1985 bis 1989 übernahm ich die Leitng der Unterkommission zur Errichtung des
Institutsgebäudes Gesellschaftswissenschaften und wurde nach Fertigstellung "Hausvorsteherin". 1990-1992 wurde ich die erste gewählte Frauenbeauftragte an der Fakultät und dann in der
Senatsarbeitsgruppe Frauenforschung, Frauenförderung, Frauenstudien. 1999 bis 2004 war ich Universitätsbeauftragte für kulturelle Angelegenheiten, von 2000-2004 Vorsitzende im Arbeitskreis für
Gleichbehandlungsfragen.
DIPLOMATISCHES INTERMEZZO IM OSTEN DEUTSCHLANDS
1989 bahnte sich eine weitere Unterbrechung an. Erst erhielt ich einen Forschungsauftrag vim Wissenschaftsminister Erhard Busek - aber daran schloss sich meine Zuteilung zum Bundesministerium für
Auswärtige Angelegenheiten an. Vom 23.9.1991 bis zum 30.9.1997 war ich am damaligen österreichischen Generalkonsulat in Berlin tätig als Konsulin für Presse-, Kultur- und
Wissenschaftsangelegenheiten. Mein Amtsbereich waren die Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Menschen durch die schwierigen Jahre nach der
deutschen Vereinigung zu begleiten, war eine wunderbare Aufgabe, die nachhaltigen Eindruck hinterließ.
Dennoch wolte ich die Zeit als Diplomatin nicht fortsetzen und bin mit 1. Oktober 1997 an die Universität zurückgekehrt. Als Associate Professor habe ich meine Lehrtätigkeit fortgesetzt -
angeregt durch die Tätigkeit im Osten Deutschlands mit einem Schwerpunkt auf diese Länder, die Folgen des Vereinigungsprozesses, den Umgang mit der Geschichte der DDR und die Wirksamkeit der
Parteien. Bis zu dieser Zeit hatten an der Salzburger Politikwissenschaft keine Lehrveranstaltungen zu diesen Themen stattgefunden!
An der Universität wurden inzwischen neue Strukturen mit Fachbereichen geschaffen. Und so übernahm ich den Vorsitz eines neuen Fachbereichs "Politikwissenschaft und
Geschichte" im Februar 2004. Der Autonomiewille der Historiker führte schließlich dazu, dass sie einen eigenständigen Fachbereich durchsetzen konnten. Als daraufhin ein neuer Fachbereich
"Politikwissenschaft und Soziologie" geschaffen wurde, habe ich im Dezember 2006 den Vorsitz abgegeben.
Nach 40 Jahren Zugehörigkeit zur Universität Salzburg habe ich mich Ende 2008 in den Ruhestand verabschiedet.