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Marie Jahoda sozialwissenschaftliche Studien, Band 4 (Regionalforschung)

Andrej Werth: Raum - Region - Tirol. Die (De)Konstruktion politischer Räume am Beispiel der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. Frankfurt a.M.: Peter Lang GmbH 2011, 297 Seiten (ISBN 978-3-631-60703-9)

Der Autor, Andrej Werth, wurde 1985 in Trient, Italien, geboren. Er schloss sein Studium der Politikwissenschaft und Geschichte an der Universität Salzburg 2009 mit dem Diplom ab. Schon während seiner Studien spezialisierte er sich auf die Bereiche Regionalpolitik, Europäischer Regionalismus und Regionale Erinnerungskulturen.

Diese Publikation basiert zum Teil auf der Diplomarbeit, die in seiner engeren Heimat bereits auf großes Interesse gestoßen ist. Durch eine Reihe von Interviews und Recherchen hat Andrej Werth bis zur endgültigen Drucklegung viele neue und spannende Aspekte in diese Arbeit eingebracht - und sie wird vor allem im Hinblick auf die Analyse manche Regionalisten, die an geschichtlich geprägtes "Ein-Tirol" denken, überraschen.

Behutsam und mit reicher Fachkenntnis führt Werth durch den 1. Teil, den Raum. Das Raumverständnis wird von der Antike über die NS-Ideologie bis zur Gegenwart heraufgeführt. Vor allem der Raum als soziales Konstrukt (59-73) - immer wieder als Gegengewicht zum Nationalstaat gesehen - ist spannend. Im 2. Teil wird dieser Raum mit der Region verknüpft. Einen besonderen Impuls sieht Werth in der besonderen Förderung durch die Europäische Union. Während die Globalisierung für die Kompetenzverschiebung der Nationalstaaten an die supranationale Ebene verantwortlich gemacht wird, gibt es gleichzeitig die Kompetenzabgabe an die unterstaatlichen Einheiten, die Regionen. Hand in Hand geht die Wiederentdeckung regionaler Identitäten und Strukturen (vgl. 79), denen aus Gründen der Identitätsbildung besonderer Stellenwert zukommt. Noch bevor Werth sich dem 3. Teil, dem Fallbeispiel Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino, zuwendet, werden anhand der Beispiele aus Deutschland, Frankreich und Italien besondere Charakteristika herausgearbeitet und das Konzept des "Europas der Regionen"  (146-162) unter die Lupe genommen.

Dieser 3. Teil startet mit der Frage "Isch Tirol wirklich lei oans?" und geht dem anhand einiger institutioneller Strukturen, wie etwa des Dreierlandtags, nach. Kritisch wird das Spannungsverhältnis von realpolitischem Lobbyismus und historische Revitalisierung aufgedeckt. Seine kritische Analyse kommt allerdings zu dem Schluss, dass es "nicht ein, sondern mindestens drei Tirols gibt, da die jeweiligen subregionalen Räume der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino dreart auf sich selbst bezogen agieren, dass von einer Landeseinheit nicht die Rede sein kann und eine 'europaregionale Tirolität' in Wahrheit identitär nicht und politisch nur schwach vorhanden ist." (267)

Für jeden, der sich nicht nur oberflächlich mit dem ausgebreiteten Raum befasst und das Identitätsmanagement kritisch hinterfragen will, eine spannende Lektüre.

Herr Werth ist (man ist versucht zu sagen: trotz dieser Arbeit) überwiegend beruflich in Südtirol verankert, ist aber der Universität Salzburg als Lehrender im Fachbereich Geschichtswissenschaft weiterhin verbunden.

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